Was ist Adenomyose?
Bei Adenomyose wandert Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, in die Muskelschicht der Gebärmutter ein und kann sehr starke Schmerzen auslösen. Außerdem kann sich bei Adenomyose die Gebärmutter deutlich vergrößern. Die Adenomyose kann sowohl lokal begrenzt sein oder diffus im gesamten Muskel der Gebärmutter oder auch als Mischform von beiden Varianten auftreten. [1]
Eine Gebärmutter mit Adenomyose (in dunkelrot) / Illustration: © George Harris
Adenomyose ist eine eigenständige Erkrankung, auch wenn es lange als eine Form von Endometriose angesehen wurde. Man kann auch nur Adenomyose haben, aber keine Endometriose.
Etwa die Hälfte der Endometriose-Betroffenen leiden allerdings auch an Adenomyose. Obwohl Adenomyose leichter zu diagnostizieren ist als Endometriose, gibt es auch hier eine sehr hohe Dunkelziffer.
Symptome der Adenomyose
Die Symptome der Adenomyose ähneln oft den Symptomen der Endometriose. Die häufigsten Symptome sind die folgenden:
Eine besonders starke Menstruationsblutung
Starke Schmerzen bei der Menstruation
Chronische Unterbauchschmerzen
Eingeschränkte Fruchtbarkeit
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Verlängerte Blutungsdauer
Azyklische Blutungen/Zwischenblutungen
Erhöhte Rate an Fehl- und Frühgeburten [2]
Außerdem kommt es bei Frauen mit Adenomyose vermehrt zu einer sogenannten retrograden Menstruation. Dies bedeutet, dass das Menstruationsblut entgegen der normalen Abflussrichtung über die Eileiter in den Bauchraum abblutet. [3]
Adenomyose kann massive Unterleibsschmerzen hervorrufen
Wie wird Adenomyose diagnostiziert?
Das Wichtigste, um Adenomyose diagnostizieren zu können, ist eine Fachkraft, die auf Adenomyose und ihre Eigenschaften geschult ist. Sonst kann Adenomyose trotz bester Bildgebungsverfahren unerkannt bleiben.
Es gibt folgende Diagnosemöglichkeiten:
Vaginalultraschall (Sonographie)
Bei einem Vaginalultraschall wird eine Ultraschallsonde in die Vagina eingeführt und es können so anhand der Ultraschallbilder auffällige Veränderungen in der Gebärmutterstruktur und Gebärmutterform erkannt werden. Der Ultraschall ist die erste Wahl zur Diagnostik der Adenomyose laut der Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Endometriose und Adenomyose.
MRT (Magnetresonanztomografie)
Dieses bildgebende Verfahren kann helfen, Myome von Adenomyose abzugrenzen. Allerdings ist es oft schwieriger einen MRT-Termin zu bekommen als einen Ultraschall. Es ist die zweite Wahl zur Diagnostik.
Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)
Hierbei wird ein Endoskop über die Vagina bis in die Gebärmutter geführt, um Auffälligkeiten innerhalb der Gebärmutter sichtbar zu machen. Diese Methode ist allerdings nicht so aussagekräftig wie ein Ultraschall oder ein MRT, da nur Bilder der Oberfläche der Gebärmutterinnenwand gewonnen werden können. Meist wird eine Gebärmutterspiegelung unter Narkose durchgeführt.
Bauchspiegelung (Laparoskopie)
Bei einer Bauchspiegelung lassen sich durch Endoskope, die durch kleine Schnitte in die Bauchhöhle eingeführt werden, Auffälligkeiten zur Größe und Lage der Gebärmutter erkennen. Diese Auffälligkeiten können auf eine Adenomyose schließen lassen.
Übrigens: Genau genommen kann Adenomyose nur durch eine Gewebeuntersuchung nach einer Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) endgültig diagnostiziert werden. Da aber auch über die oben genannten Verfahren eine sehr sichere Diagnose gestellt werden kann, erhalten Betroffene auch bei diesen Verfahren ihre Diagnose.
Wie kann man Adenomyose behandeln?
Leider gibt es für Adenomyose (genauso wie für Endometriose) bisher keine ursächliche Heilungsmöglichkeiten. Es gibt allerdings verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern. Nicht jeder Therapieansatz kommt für jede betroffene Person in Frage, da das Alter, ein möglicher Kinderwunsch und die Lage und Tiefe der Adenomyose berücksichtigt werden müssen.
Im Folgenden eine Übersicht der gängigen Therapieformen bei Adenomyose:
Komplementärmedizin:
Multimodale Schmerztherapie
Hier werden verschiedene Ansätze zur Schmerzreduktion ausprobiert, unter anderem Bewegung, Ernährung, Wärmebehandlung, TENS-Geräte, Stressmanagement, Schmerzstillende Mittel… gute Anlaufstellen für eine Schmerztherapie sind Schmerzkliniken.
Physiotherapie
Besonders auf den Beckenboden spezialisierte Physiotherapeuten können dir Übungen zur Beckenbodenentspannung zeigen. Auf der Seite der AG GGUP findest du entsprechend spezialisierte Therapeuten.
Osteopathie
Die Osteopathie ist eine manuelle Therapieform, die das Ziel hat, Bewegungseinschränkungen im Körper zu finden und zu beseitigen und so die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Die Osteopathie ist keine Kassenleistung, wird aber von immer mehr Kassen bezuschusst.
Stressreduktion
Stress kann einen großen Einfluss auf Schmerzen und die Schmerzwahrnehmung haben. Es kann sich daher lohnen, sich Zeit für Dinge zu nehmen, die einen entspannen. Dies kann ein Hobby sein, Bewegung, aber auch Entspannung mit einer Wärmflasche, Kuscheln, Meditation…
Entzündungshemmende Ernährung
Eine entzündungshemmende Ernährung kann Schmerzen lindern, in dem es entzündungsfördernde Lebensmittel (wie z. B. Zucker, Weißmehl, Transfette) meidet und entzündungshemmende Lebensmittel in die Mahlzeiten integriert.
Ein paar tolle Rezepte speziell für die Ernährung bei Endometriose und Adenomyose haben die Ernährungs-Docs zusammengestellt, diese findest du hier.
Bei Adenomyose lieber auf entzündungshemmende Ernährung setzen
Medikamentöse Therapieansätze:
Schmerzmittel
Besonders wenn das Hauptsymptom der Adenomyose Schmerzen sind, können Schmerzmittel helfen, die Lebensqualität zu erhöhen. Welche hier am besten helfen, ist sehr individuell und solltest du immer mit deiner Ärztin besprechen. Bei einer häufigen Einnahme von Schmerzmitteln sollte auch die Einnahme von einem Magenschutz besprochen werden.
Hormonelle Therapien
Bei der hormonellen Therapie werden Hormone entweder als Pille oral eingenommen oder dem Körper lokal (z. B. durch das Einsetzen einer Hormon-Spirale oder das Verabreichen von Spritzen) zugeführt. Neben der gängigsten Methode, der Verabreichung von Gestagenen, kommen auch GnRH-Analoga, Aromataseinhibitoren und Kombipillen zum Einsatz.
Chirurgische Therapieansätze:
Resektion
Bei einer Resektion werden die befallenen Teile der Gebärmutter operativ entfernt. Dies ist nur möglich, wenn die Herde gut sichtbar sind und nicht zu diffus verbreitet sind. Die Gebärmutter wächst (wie bei einem Kaiserschnitt) relativ gut zusammen. Diese Option kommt je nach Individualfall in Frage.
Gebärmutterentfernung (Hysterektomie)
Bei Frauen mit abgeschlossenem Kinderwunsch kommt die Entfernung der Gebärmutter in Frage. Auch wenn bei Adenomyose die Herde in der Gebärmutterwand sitzen, lassen sich die Schmerzen nicht immer vollständig beseitigen. Es sollte jedoch die Lebensqualität deutlich verbessern. Da eine Gebärmutterentfernung eine größere Operation ist, kann es auch hier zu Komplikationen kommen.
Radiologische Therapieansätze (Stand 04/2024):
Endometriumablation
Bei einer Endometriumablation wird die Gebärmutterschleimhaut mittels einer Gebärmutterspiegelung verödet und abgetragen. Hierdurch soll keine monatliche Blutung mehr auftreten und die Symptome der Adenomyose folglich gelindert werden. Eine Endometriumablation wird unter Vollnarkose durchgeführt und kommt nur bei abgeschlossenem Kinderwunsch in Frage.
Goldnetzmethode
Bei der Goldnetzmethode wird ein Netz in der Gebärmutter entfaltet, so dass es die Gebärmutter komplett auskleidet. Danach wird die Gebärmutterschleimhaut mit dem Netz verödet. Eine Studie zeigte, dass die Goldnetz-Methode bei Adenomyose effektiv gegen Schmerzen und starke Blutungen helfen kann. [4]
Uterusballontherapie
Bei dieser Methode wird ein Kunststoffballon zusammengefaltet in die Gebärmutterhöhle geführt und dann mit einer sterilen Flüssigkeit gefüllt, bis der Ballon die Gebärmutterhöhle komplett ausfüllt. Daraufhin wird die Flüssigkeit im Ballon stark erhitzt, wodurch die Gebärmutterschleimhaut verkocht wird. Der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut soll so unterbunden werden, so dass eine Regelblutung ausbleibt oder nur noch sehr schwach ausfällt.
Die Kosten für die Ablationsmethoden werden nur von manchen Krankenkassen in Deutschland übernommen. Informiere dich vorher über eine Kostenübernahme.
Embolisation
Bei der Embolisation werden Blutgefäße in der Gebärmutter verödet. Hierfür werden kleinste Kunststoffkügelchen in die entscheidenden Adern gespritzt, die die Herde im Gebärmuttermuskel mit Blut versorgen und verstopfen diese. Dadurch werden die Wucherungen von der Blutzufuhr abgeschnitten. Eine Studie zeigt erste Erfolge bei Adenomyose. [5] Allerdings sollte aufgrund der begrenzten Datenlage dieses Verfahren nur im Rahmen einer Studie angewandt werden.
HIFU (High Intensity Focused Ultrasound)
Die HIFU-Methode ist eine nicht-invasive Therapieform, in der Ultraschallwellen auf ein wenige Millimeter kleines Gebiet so stark fokussiert werden, dass die Zellen in der Zielstelle absterben. Es ist eine Vorbehandlung sowie ein MRT im Vorfeld nötig. Einer der Vorteile ist, dass die Fruchtbarkeit durch HIFU nicht beeinträchtigt wird und keine Vollnarkose nötig ist. Man erhält für die Behandlung Schmerz- und Beruhigungsmittel. Diese Methode wird aktuell in Deutschland nicht von den Krankenkassen getragen, da es nicht genügend Studienergebnisse gibt.
Bergeron C, Amant F, Ferenczy A.: Pathology and physiopathology of adenomyosis. Best practice & research Clin Obstet & Gynaeco. 2006; 20(4): 511–521.
Was ist Adenomyose? (Stand: 27.03.24) https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-adenomyose/.
Sampson JA. Metastatic or Embolic Endometriosis, due to the Menstrual Dissemination of Endometrial Tissue into the Venous Circulation. The American Journal of Pathology, 1 März 1927, 3(2):93-110.43
Philip C-A, Le Mitouard M, Maillet L, et al. Evaluation of NovaSure ® global endometrial ablation in symptomatic adenomyosis: A longitudinal study with a 36 month follow-up. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2018; 227:46-51.
Lohle et al.: Uterine Artery Embolization for Symptomatic Adenomyosis with or without Uterine Leiomyomas with the Use of Calibrated Trisacryl Gelatin Microspheres: Midterm Clinical and MR Imaging Follow-up. J Vasc Radiol 2007; 18:835-841.