Wie beantrage ich eine Reha
(bei Endometriose)?

Wenn du mit einer chronischen Erkrankung wie Endometriose lebst, die dir körperlich und psychisch stark zu schaffen macht, kann es Momente im Leben geben, in denen die Erkrankung Überhand nimmt. Wo du aufgrund der Beschwerden davor stehst, deinen Alltag bzw. Arbeitsalltag nicht mehr bewältigen zu können. Oder dieser Punkt schon längst erreicht ist. Für solche Situationen gibt es in Deutschland die medizinische Reha und diese kannst du selbst beantragen.

Zugegeben, ein Reha Antrag ist kein Zuckerschlecken, aber ich möchte dich unbedingt ermutigen, dich nicht abschrecken zu lassen. Damit du nicht gleich den Kopf in den Sand steckst, kommt hier eine genaue Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Reha-Antrag bei Endometriose:

  1. Schritt: die Vorbereitung

 1.     Besprich mit deinem behandelnden Arzt deinen Wunsch, eine Reha zu beantragen

Du kannst mit deinem Wunsch, eine Reha zu beantragen, sowohl zum Hausarzt als auch zu deiner Gynäkologin gehen. So ist dein Arzt bzw. deine Ärztin schon über dein Vorhaben informiert und wird von Anfang an mit eingebunden. Wahrscheinlich wirst du gebeten, dir einen neuen Termin geben zu lassen, sobald du die Antragsformulare erhalten hast, denn hierfür benötigt der Arzt / die Ärztin etwas mehr Zeit als die üblichen 7 Minuten.

(Kleiner Tipp: Es kann Sinn machen, den Antrag gemeinsam mit dem Hausarzt statt mit einem Facharzt zu stellen, da hier meist die Wartezeiten für Termine kürzer sind. Am Ende solltest du aber danach gehen, von welchem Arzt oder welcher Ärztin du dich mehr unterstützt fühlst).

2. Kostenträger herausfinden

Der Großteil der Rehakosten wird in der Regel von einem Kostenträger übernommen. Bitte informiere dich, wer in deinem Fall der Kostenträger ist. Bei Arbeitnehmern, die gesetzlich versichert sind, ist dies in der Regel die Deutsche Rentenversicherung. Wenn du gesetzlich versichert und berentet bist, trägt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten.  

Abhängig von der beruflichen Situation kann es aber auch andere Kostenträger geben. Bei Unsicherheit kannst du dich bei der Deutschen Rentenversicherung informieren.

3. Lasse dir die Antragsformulare zukommen

Der Reha-Antrag ist ein Paket aus verschiedensten Formularen sowie Zusatzblättern mit Erklärungen. Diesen Satz Formulare kannst du telefonisch oder postalisch bei dem für dich zutreffenden Kostenträger anfragen. Alternativ kannst du ihn dir auch auf der Seite der Deutschen Rentenversicherung herunterladen und ausdrucken. Auch online lassen sich die Formulare ausfüllen (wie zuverlässig das funktioniert habe ich aber nicht getestet).

4.     Sammele alle Befunde zu deiner Diagnose zusammen und fertige Kopien an

Dies dient der schnelleren Bearbeitung deines Antrags. Wenn du keine Befunde mit beilegst, kann der Kostenträger diese bei den Kliniken und Ärzten selbst einfordern, was meist viel länger dauert, als sie dem Antrag selbst schon beizulegen. Außerdem belegst du mit deinen Befunden von medizinischer Seite deine Diagnose(n) und Beschwerden.

5.     Fordere eine Liste deiner AU-Zeiten an

Kontaktiere deine Krankenkasse und bitte um Zusendung eine Aufstellung deiner AU-Zeiten, also den Tagen, an denen du arbeitsunfähig warst. Diese Zahl wird nämlich im Formular G0110 abgefragt.

2. Schritt: Formulare ausfüllen

1.     Formulare selbst ausfüllen

Nun fängst du an, alle für dich nötigen Formular auszufüllen. Schauen wir uns die relevanten Formulare mal an:

  • Formular G0100 - das Antragsformular (10 Seiten)

    Hier wird die beantragte Leistung abgefragt. Bei einer Reha wegen Endometriose wird dies, wie bei mir, die “Leistung zur medizinischen Rehabilitation” sein. Außerdem kannst du deine Wunsch-Rehakliniken angeben und es werden Angaben zur Person, zum derzeitigen Erwerbsleben, zur Krankenkasse und weiteres abgefragt.

  • Anlage zum Antrag G0110 (3 Seiten)

    In diesem Formular geht es nun mehr im Detail um die gesundheitlichen Probleme und um den Arbeitsplatz. Es werden folgende Themen abgefragt:

    -     Länge der Arbeitsunfähigkeit in den letzten 12 Monate

    -     Berufliche Zukunft (ob man glaubt, in der Zukunft weiterhin seiner Tätigkeit nachzugehen)

    -     Arbeitsplatzbeschreibung (wie viel steht / sitzt / hockt man, Schichtdienst, Stundenzahl…)

    -     Arztbehandlung: Eine Auflistung der Ärzte, bei denen man wegen der Beschwerden in letzter Zeit in Behandlung war (falls die drei Zeilen nicht ausreichen, kannst du einfach noch ein Blatt beifügen, um die ganzen relevanten Ärztinnen und Ärzte zu listen).

    -     Angaben zu ärztlichen Begutachtungen und einem Betriebsarzt, falls zutreffend

  • Formular G0115 - der Selbsteinschätzungsbogen (2 Seiten)

    Hier geht es an deine Erwartungen, die du an die Reha hast. Konkret wird abgefragt:

    -  welche Wünsche und Erwartungen du an die Reha hast :)

    -     ob du glaubst, dass sich dein Gesundheitszustand verbessern kann, so dass du wieder oder weiter arbeitsfähig sein wirst

    -     weitere belastende Umstände

    -    welche Behandlungserfahrung du in den letzten zwei Jahren bereits gemacht hast und ob diese geholfen haben

    -     Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes

2. Formular von deiner Krankenkasse ausfüllen lassen

Das Formular G0120 ist ein Formular, das von deiner Krankenkasse ausgefüllt werden muss. Auch in diesem Formular geht es um die Auflistung deiner AU-Tage.
Am besten kontaktierst du deine Krankenkasse und bittest, ob sie es direkt ausfüllen und dir zukommen lassen können (ohne dass du erst das Formular an deine Krankenkasse sendest). Später leitest du es mit den restlichen Antragsunterlagen an den Kostenträger weiter.

3. Restliche Formulare mit deinem Arzt / deiner Ärztin ausfüllen

Wie schon unter Punkt 1 erwähnt, lasse dir einen Arzttermin geben, um den Rest des Antrags mit deinem Arzt / deiner Ärztin vorzubereiten. Zu diesem Termin nimmst du die folgenden Formulare mit:

  • Formular S0051 – der Befundbericht (5 Seiten)

  • Formular S0050 – Honorarabrechnung (2 Seiten)

Das Formular S0051 (Befundbericht) füllst du gemeinsam mit deinem Arzt aus. Hier wird u. a. Folgendes abgefragt:

-       Antragsbegründende Diagnosen

-       Anamnese bzw. Berichte von anderen Fachärzten (hierfür habe ich unter Punkt 3 empfohlen, bereits Befunde / Berichte zu sammeln)

-       Krankheitsbedingte Einschränkungen im Beruf und im Alltag

-       Angaben zu Beeinträchtigungen und Teilhabe

-       Beschreibung der Lebensumstände

Das Formular S0050 gibst du deinem Arzt / deiner Ärztin mit, hiermit kann er / sie eine Vergütung für das Ausfüllen des Befundberichtes bei dem Kostenträger einfordern.

In meinem Fall hat die MFA den Antrag noch einmal ins Reine geschrieben und ich konnte mir die ausgefüllten Formulare S0051, S0050 sowie das angefertigte Schreiben ein paar Tage später in der Praxis abholen.

Pro-Tipp:

Um deine Bewilligungschancen noch ein wenig zu erhöhen, bitte deinen Arzt / deine Ärztin um das Anfertigen eines kurzen Schreibens, in dem noch einmal die Notwendigkeit einer Reha betont wird. Dieses fügst du deinem Antrag bei.
Über den Button findest du einen Entwurf zum Herunterladen, den du deinem Arzt / deiner Ärztin als Vorschlag mitbringen kannst.

3. Schritt: den Antrag absenden

Wenn du alle Formulare zusammen hast, empfehle ich, alle Unterlagen noch einmal zu kopieren (für den Fall, dass sie auf dem Postweg verloren gehen und alle bisherige Mühe umsonst war) und sie dann per Einschreiben an den für dich zuständigen Kostenträger zu schicken. Aber Achtung: Die Adresse, an die du den Antrag schickst, hängt von deinem Wohnort ab. Sollte dein Kostenträger auch die Deutsche Rentenversicherung sein, erkunde dich am besten im Vorfeld telefonisch, an welche Niederlassung und welche Adresse du deinen Antrag schicken musst. So vermeidest du unnötige Umwege, die die Bearbeitungsdauer verlängern.

Hier kommt noch einmal eine Übersicht der nötigen Antragsunterlagen:

  • Formular G0100

  • Anlage G0110

  • Ggfs. Zusatzblatt mit Auflistung weitere Ärzte (Punkt 4, G0110)

  • AU-Auflistung der Krankenkasse

  • S0051 (von Arzt ausgefüllt)

  • Formular S0050 (falls nicht direkt vom Arzt an die DRV gefaxt)

  • Ggfs. Schreiben vom Arzt zur Betonung der Notwendigkeit der Reha

  • Alle relevanten Befunde und Berichte von weiteren Fachärzten

Hast du den Antrag endlich abgesendet heißt es für dich DURCHATMEN. Du hast deinen Teil getan, jetzt musst du dich nur noch in Geduld üben.

Die Wartezeit bis zum Bescheid, ob dein Antrag bewilligt oder abgelehnt wurde, beträgt ca. 3-8 Wochen. Wenn du aber die oben beschriebenen Schritte befolgst, kann es durchaus auch schneller gehen. Denn im Idealfall hast du alles Relevante beigefügt und der Kostenträger muss keine weiteren Informationen mehr einholen.

4. Schritt: den Bescheid erhalten

Endlich ist der Brief mit der Entscheidung da. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Im besten Fall erhält er die Bewilligung.

In diesem Fall steht in dem Brief, wie viele Wochen die Reha lang sein wird (üblich sind bei Endometriose 3 Wochen) und in welcher Klinik du deine Reha verbringen wirst. Im besten Fall ist es eine deiner Wunschkliniken. Auch ein Bewilligungsschein zur Vorlage beim Arbeitgeber liegt dem Brief bei.

Sollte eine andere Rehaklinik vorgeschlagen worden sein, mit der du nicht einverstanden bist, kannst du Widerspruch einlegen. Im Widerspruch begründest du, wieso deine Wunschklinik für deine Beschwerden und Situation besser geeignet ist als die vorgeschlagene Klinik. Widerspruch gegen die Klinikwahl musst du innerhalb vier Wochen nach Zugang des Bescheids einlegen.

Um einen Termin für deine Reha zu erhalten, setze dich am besten telefonisch mit der Klinik in Verbindung und vereinbare einen Termin. So kannst du ggfs. den Zeitraum der Reha mit beeinflussen und weitere Fragen klären. Manchmal schicken die Kliniken aber auch Terminvorschläge per Post raus. Sobald der Termin geklärt ist, erhältst du Post von der Klinik mit der Bestätigung des Zeitraums und allen weiteren Informationen.

Was aber, wenn dein Reha-Antrag abgelegt wurde?

In diesem Fall lohnt es sich, Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen. Der Widerspruch kann relativ formlos sein, sollte aber zumindest folgende Angaben beinhalten:

Versicherungsnummer: (deine Versicherungsnummer)

Rentenversicherungsträger und Anschrift (siehe Rechtsbehelfsbelehrung des Bescheides)

Gegen den Bescheid vom  (trag hier das Datum des Bescheids ein) lege ich Widerspruch ein.

Begründung: (hier argumentierst du, wieso die Reha notwendig ist)

Hoffentlich wird deine Reha hiernach im sogenannten Abhilfebescheid bewilligt. Sollte dies nicht der Fall sein, informiere dich am besten bei den hier gelisteten Anlaufstellen um weitere Schritte, die du unternehmen kannst.

Ich hoffe, diese Schritt-für-Schritt-Anleitung ist für dich oder jemandem in deinem Bekanntenkreis hilfreich.

Bei meiner Beantragung der Reha bin ich damals an der Menge an Formularen (die auch alle ähnlichen Nummern haben) schlichtweg verzweifelt und hätte mir so eine Hilfestellung gewünscht. Daher hoffe, ich dass dir die Anleitung hilft, einen besseren Überblick über die nötigen Schritte zu bekommen.

Die Entscheidung, eine Reha zu beantragen ist schon ein großer Schritt auf deinem Weg der Selbstfürsorge, und den Rest wirst du auch hinbekommen! Wichtig ist, dass du möglichst alle relevanten Dokumente / Befunde mit deinem Antrag mit einreichst, denn dann kann dein Antrag zügig bearbeitet werden.

(Stand 06/2024 - alle Angaben ohne Gewähr)

Hilfe beim Rehaantrag