Meine erste Endometriose-Sprechstunde

Im Dezember 2021 hatte ich endlich meinen ersten Termin für eine Endometriose-Sprechstunde im Albertinen-Krankenhaus Hamburg. Meinen langen Weg bis zu dem Termin kannst du hier nachlesen.

Die Endometriose-Sprechstunde unterschied sich von einem gewöhnlichen Termin bei der niedergelassenen Frauenärztin sowohl in der angesetzten Zeit als auch in der Gründlichkeit: In dieser Sprechstunde sprach ich ausführlich mit der anwesenden Ärztin über meine Symptome und erzählte von meinem Leidensweg und den Fachärzten, die ich bis dahin bereits aufgesucht hatte. Die Ärztin nahm sich viel Zeit und stellte mir viele Fragen zu meiner Krankheitsgeschichte. Mir fiel auf, dass die Ärztinnen in diesem Endometriose-Zentrum sehr viel mehr Empathie zeigten als die zahlreichen Frauenärztinnen, bei denen ich meine Beschwerden angesprochen hatte, und auch keines der Symptome für irrelevant hielten. Nach der Anamnese wurde eine Untersuchung samt (Vaginal-)Ultraschall sowie eine Tastuntersuchung durchgeführt. Dies war bei jeder meiner vorigen Frauenarzt-Termine Routine, wenn auch jedes Mal recht schmerzhaft. In der Vergangenheit hatte ich bei den Untersuchungen jedes Mal gehört „Alles einwandfrei bei Ihnen“, „Keine Auffälligkeiten“… Doch diesmal kam es anders.

Gebärmutter Symbolbild
Nicht die Form meiner Gebärmutter

„Sie haben eine auffällig geformte Gebärmutter.”, bemerkte die Ärztin. „Sie ist außerdem nach hinten gekippt und total vergrößert. Die Muskelwände der Gebärmutter zeigen auch keine homogene Struktur. Die Hinterwand Ihrer Gebärmutter ist außerdem viel dicker als die Vorderwand. Sieht eher aus wie ein verbeulter Fußball statt wie eine Birne.“ Wie bitte?! Meine Gebärmutter sah aus wie ein verbeulter Fußball?

Da ich dies nicht glauben konnte, druckte die Ärztin kurzerhand Ultraschallbilder von meiner Gebärmutter aus und zeigte mir meine fußballgeformte Gebärmutter und die Auffälligkeiten daran. Sie nahm einen Stift und malte auf dem Bild eine Birnenform über meinen Kugeluterus. „So“, erklärte sie, „sieht im Gegensatz zu Ihrer eine gesunde Gebärmutter aus.“ Ich war baff. Da hatte ich jedes Jahr 1-2 Mal Ultraschalle von Gynäkologinnen durchführen lassen – und das seit Jahren – und nie war etwas als auffällig befunden worden.

„Okay, aber was bedeutet das? Wieso ist das so?“

„Sie haben Adenomyose“, sagte die Ärztin.

Adeno-was? Inzwischen war ich ja durch meine ganze Lektüre im Internet bereits etwas auf dem Gebiet der Endometriose bewandert. Aber was war denn Adenomyose?

„Sie haben eine von Endometrioseherden durchsprengte Gebärmutter. Das kann man nicht entfernen, wenn Sie die Gebärmutter noch ein Weilchen behalten wollen. Zum Kinderkriegen zum Beispiel… Aber Sie sollten unbedingt eine Hormontherapie beginnen, um die Herde in Schach zu halten. Die Herde können nämlich weiter wuchern und ich nehme an, daher kommen auch einige Ihrer geschilderten Beschwerden. Mit Glück lindert die Hormoneinnahme Ihre Beschwerden.“

Was soll ich sagen? Ich war ziemlich überrumpelt von den ganzen Aussagen. Nicht nur hatte ich Adenomyose, sondern man konnte laut der Ärztin noch nicht mal etwas dagegen tun. Aber war ich nicht in der Endometriose-Sprechstunde?, fiel es mir ein. Also fragte ich, ob ich denn Endometriose haben könnte.

„Das kann man nicht so genau sagen. Dafür wäre eine diagnostische Bauchspiegelung nötig, und die versuchen wir erst einmal zu vermeiden. Aber wahrscheinlich ist es allemal.“, antwortete mir die Ärztin.

Okay, also Endometriose kann nur anhand einer Probeentnahme während einer Bauchspiegelung mit Sicherheit festgestellt werden und Adenomyose schon beim Ultraschall, -vorausgesetzt der Arzt bzw. die Ärztin ist genügend auf dem Gebiet spezialisiert, um sie auch zu erkennen.

Das waren erst einmal keine erfreulichen Neuigkeiten. Die Ärztin empfahl mir eindringlich sofort mit der Einnahme einer Gestagen-Pille mit dem Wirkstoff „Dienogest“ zu beginnen und diese täglich einzunehmen, also ohne die Einnahmepause einzulegen, die bei Verhütungspillen heutzutage noch Standard ist. Hierdurch sollte meine Periode unterdrückt werden, und die durch die Monatsblutungen und das Zusammenziehen der Gebärmutter verursachten Beschwerden gelindert werden. Sollten sich meine Beschwerden unter der Dienogest-Pille nicht bessern, wäre der nächste mögliche Schritt laut des Endometriose-Zentrums eine Bauchspiegelung. Bei einer Bauchspiegelung werden bei Vollnarkose durch kleine Schnitte Kameras in den Bauchraum geführt und etwaige Endometrioseherde chirurgisch entfernt.

Ich ging mit einem Rezept für das genannte Hormon-Präparat aus der Klinik und war ehrlich gesagt ziemlich bedrückt. Wieso hatte man jahrelang diese Adenomyose übersehen? Und musste ich nun wirklich Hormone einnehmen? Eigentlich hatte ich schon 9 Jahre keine Pille mehr genommen, da ich zum Ende meiner Jugend damit keine guten Erfahrungen gemacht hatte. Damals hatte ich zahlreiche verschiedene Präparate ausprobiert und keines gut vertragen. Aber wenn es die Beschwerden lindern könnte, würde ich es noch einmal versuchen, denn die ständigen Schmerzen machten mir körperlich und psychisch wirklich zu schaffen.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich die Einnahme der ersten Dienogest-Pille herausgezögert habe. Ich ließ mir ein paar Tage Zeit damit, zur Apotheke zu gehen. Dann, als ich sie endlich zu Hause hatte, machte ich die Packung zwar auf, aber konnte mich nicht überwinden, und ließ die Pille die nächsten Tage liegen. Erst nach ein paar Tagen mentaler Annäherung nahm ich eines Abends die erste (von unzähligen) Pillen. Und so viel kann ich schon verraten: es traten so einige Veränderungen ein! Welche genau, darüber berichte hier.

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Hormontherapie in drei Akten

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Die Anfänge meiner Endometriose