Meine erste Bauchspiegelung

In diesem Beitrag erzähle ich dir meine Erfahrungen von meiner ersten Bauspiegelung. Da dies ein etwas längerer Beitrag ist, kannst du über folgende Links zu den für dich relevanten Stellen springen:

Das Vorgespräch

Vor dem OP-Termin hatte ich noch einen Termin zum Vorgespräch im Krankenhaus. Dieses führte ich mit einer sehr netten Anästhesistin, die mich über alle Risiken aufklärte und mich noch noch einige Fragen stellte. Zum einen besprachen wir meine derzeitige Medikation und ob ich diese auch zum Tag der OP einnehmen durfte. Außerdem wurden Vorerkrankungen sowie Unverträglichkeiten abgefragt, damit man vor, nach und während der OP keine Mittel verabreicht bekommt, die einem schaden könnten.

Nachdem alle Fragen geklärt waren, musste ich eine Erklärung unterschreiben, dass ich über eventuelle Risiken aufgeklärt wurde, und auch mein schriftliches Einverständnis geben, welche Maßnahmen bei einem Befund direkt vorgenommen werden dürfen. Hierunter fallen beispielsweise die Fixierung der Eierstöcke an der Bauchwand (Ovariopexie), um Verklebungen der Eierstöcke mit Wundflächen zu verhindern und um einen besseren Blick hinter die Eierstöcke zu ermöglichen. Bei größeren Maßnahmen, wie zum Beispiel einer Entnahme eines Darmstückes, hätte man eine weitere Folge-OP gehabt, denn hier muss das entsprechende Fachpersonal anwesend sein. Außerdem wurde mir noch dazu geraten, eine Durchlässigkeitsprüfung der Eileiter (Chromopertubation) zu erlauben. Hierbei würde während der OP eine blaue Flüssigkeit durch die Eileiter gespült werden und durch die Kameras im Bauchraum können die Ärzte erkennen, ob sich die Farbe über die ganzen Eileiter verteilt, diese also durchlässig sind. Dies macht Sinn, da Endometriose auch die Durchlässigkeit der Eileiter behindern kann, und dies oft erst bei einer ausbleibenden Schwangerschaft festgestellt wird.

Zuletzt wurde der konkrete OP-Termin vereinbart und dann war es das auch schon schon.

Eigentlich war das Vorgespräch an sich nicht lang, aber irgendwie haben Termine im Krankenhaus die Tendenz länger zu dauern als man denkt, da viel Wartezeit zwischen den ganzen Gesprächen anfällt. Also kann ich nur empfehlen, ausreichend Trinken und Snacks mitzubringen, und vielleicht ein gutes Buch.

Die Vorbereitung

Da wir uns im Mai 2022 noch inmitten der Corona-Pandemie befanden, begann die Vorbereitung für die Bauchspiegelung bereits einige Tage vorher: Um für die OP zugelassen zu werden, musste ich einen negativen PCR-Test vorweisen. Also ging ich zwei Tage vor meiner OP frühmorgens zu meiner Hausärztin, um ein Wattestäbchen tief in beide Nasenlöcher gesteckt zu bekommen. Zum Tag der OP musste ich dann ein negatives Testergebnis des PCR-Tests vorweisen.

Am Vortag der OP wurde ich von dem Krankenhaus angerufen, und mir wurde mitgeteilt, dass ich um 10 Uhr am nächsten Morgen nüchtern im Krankenhaus erscheinen sollte.

Der Tag der OP

Ankunft im Krankenhaus

Am Morgen meiner OP ging alles sehr schnell: Aufstehen, gepackte Tasche überprüfen und losfahren. Mein Freund hatte sich extra einen Tag frei genommen, um mich zur OP zu fahren, wofür ich sehr dankbar war, da ich in dem nervösen Zustand wahrscheinlich nicht sicher ans Ziel gekommen wäre. Auch er hatte noch früh am Morgen einen Corona-Test an einer Teststation durchführen lassen, in der Hoffnung, mich so ins Krankenhaus begleiten zu können. Am Krankenhaus angekommen, machte uns die Einlasskontrolle fast einen Strich durch die Rechnung, da diese zu Pandemiezeiten ungern Begleitpersonen Zugang gewährten. Nach einigem Betteln gaben sie aber nach und mein Freund konnte mich doch noch ins ZAO (das Zentrum für ambulante Operationen) begleiten und mit mir 90 Minuten im Wartezimmer sitzen. Ich gebe zu, ich war lange nicht mehr so nervös gewesen, wie vor dieser OP.

Die OP-Vorbereitung

Endlich wurde ich aufgerufen. Ich wurde gebeten Urin abzugeben, um eine mögliche Schwangerschaft vor der OP auszuschließen. Danach wurde mir eine Liege in einem Aufwachraum zugewiesen und ein OP-Hemd und ein Netzhöschen gereicht, mit der Bitte, mir beides anzuziehen. Ein Armband mit meinem Namen und einer Patientennummer erhielt ich auch. Man gab mir zwei Tabletten (laut Pfleger vorsorglich gegen Übelkeit und Schmerzen) und ich sollte weiter auf der Liege warten. Dort verging die Zeit im Schneckentempo. Weitere 140 Minuten wartete ich in dem dünnen Krankenhaushemd und war von der ganzen Anspannung so erschöpft, dass ich sogar ein paar Mal eindöste. Die Frau auf der Liege neben mir wurde in der Zeit aus dem Raum geschoben und eine gute Stunde später wieder hereingerollt.

Irgendwann ging es dann plötzlich los. Ich wurde mit der Liege in einen Zwischenraum geschoben, wo ich „umgelagert“ wurde. Ich sollte die Liege wechseln, man setzte mir ein pinkes Haarnetz auf und klebte mir zahlreiche Elektroden auf die Brust. Allergien wurden abgefragt und dann kam etwas überraschend Schönes: Als ich sagte mir sei sehr kalt, holten der Anästhesist eine auf Körpertemperatur vorgewärmte Decke aus einer Box hervor und deckte mich damit zu. So ließ es sich aushalten. Dann erhielt ich allerdings auch schon den Zugang am linken Arm und mein Puls schoss wieder in die Höhe. Ich muss hier erwähnen, dass dies meine erste OP mit Vollnarkose war und ich noch nicht ganz an die Macht der Narkose glaubte. Kurz danach wurde ich glücklicherweise eines Besseren belehrt.

Ich wurde auf der Liege in den Vor-OP-Raum geschoben, wo große Fotos der Nordsee und Dünenlandschaften an der Decke hingen. Dort sollte ich dem Anästhesisten die geplante OP in eigenen Worten benennen, und eine Ärztin stellte sich kurz vor und sagte, ich könne noch letzte Fragen stellen. Ich erinnere mich nicht mehr genau, was ich fragte, geschweige denn, wie sie hieß. Alles ging sehr schnell, mir wurde eine Atemmaske aufgesetzt und der Anästhesist sagte zu mir, ich könne jetzt die frischste Nordseeluft atmen. Nach 2-3 Atemzügen schmeckte die Luft bereits anders und ich sank in den tiefsten Schlaf.

Die Diagnose Endometriose erhält man durch eine Bauchspiegelung
Eine Bauchspiegelung dient der Diagnose und der Entfernung von Endometrioseherden

Nach dem Aufwachen

Das nächste was ich weiß ist, dass ich von einer eindringlichen Stimme geweckt werde „Frau H.!“ ruft die Stimme neben mir und jemand rüttelt leicht an meiner Schulter. Ich liege wieder im Aufwachraum und bin total benebelt. Meine Augen wollen nicht offen bleiben und mein Kopf nicht klar werden. Dann wieder ein paar Minuten Ruhe. Und wieder: „Frau H.! Wachen Sie auf“. Als ich endlich ansprechbar bin, bekomme ich ein Zitronenwassereis in die Hand gedrückt, das ich essen soll, um zu Sinnen zu kommen. Ich lutsche es im Liegen und merke, wie durstig ich bin. Es ist 16 Uhr, eigentlich sollte die OP doch nur 20 Minuten dauern… Weiter kann ich nicht denken, da mein Kopf einfach streikt. „Sie müssen jetzt wirklich aufstehen, wir schließen gleich das Zentrum, dann müssen Sie draußen sein“, informiert mich ein Pfleger. Ich versuche zu gehorchen, aber mein Körper schmerzt so sehr, dass ich mich im Sitzen kaum aufrecht halten kann. Mir wird das Handy mit der Anweisung gereicht, jemanden zum Abholen anzurufen. Ich reagiere nur, selbst denken kann ich noch gar nicht, ich bin noch viel zu benebelt. Meine Familie ist eine Stunde Fahrzeit entfernt, also rufe ich sie an und bitte sie in wenigen Worten, mich abzuholen. Die Schmerzen sind massiv. Sobald ich auflege merke ich, wie sich mein Sichtfeld wie ein rauschender Fernsehkanal mit weißen und schwarzen Punkten füllt. Ich nehme wahr, wie mein Blutdruck absackt und die Stimmen der Pfleger leiser werden. Sie sprechen mit mir, aber ich verstehe sie nicht. Um die Pfleger in Kenntnis zu setzen schaffe ich es noch „Ich höre nichts“ zu sagen und dann sacke ich weg.

Übernachtung auf der Station

Als ich etwas später wieder zu mir komme, werde ich informiert, dass ich doch über Nacht bleiben werde. Mir wird abermals mein Handy in die Hand gedrückt und ich soll meine Familie bitten, wieder umzudrehen. Danach schiebt man mich auf die Gynäkologie-Station des Krankenhauses, ich bekomme aber vor Erschöpfung kaum mehr etwas mit. Ich werde in ein Mehrbettzimmer geschoben, wo ich von der Liege in ein richtiges Bett klettern soll. Dieser Akt fühlt sich an, als würde ich den Himalaya zu erklimmen. Danach falle ich wieder in meinen Dornröschenschlaf.

Abends gibt es eine Scheibe Graubrot und ein Schmerzmittel über den Tropf, von dem ich gar nicht genug kriegen kann. Ich werde endlich etwas wacher, aber jede Bewegung schmerzt. Mein Körper ist noch mit dem OP-Gas gefüllt und dieses drückt auf Bauch und Brustkorb. Jetzt erst schaue ich an mir herunter und sehe einen orange-gefärbten Bauch und orangefarbene Oberschenkel. Die drei Narben an meinem Unterbauch sind sichtbar, da sie mit einem durchsichtigen Klebepflaster zugeklebt wurden. Eine Narbe am Bauchnabel, eine an der linken Leiste und eine in der Mitte, knapp über dem Schambein. Vom Anblick her alles im Rahmen. Eine meiner Sorgen vor der OP war nämlich, spontan einen großen Bauchschnitt zu bekommen. Der Kelch ist zum Glück an mir vorbeigegangen. Den Rest des Abends verbringe ich damit, eine möglichst bequeme Position zu finden und zu entspannen. Abends bekomme ich noch eine Schmerzspritze in den linken Oberschenkel, schaffe es mit Hilfe einer Schwester bis auf die Toilette und verbringe danach eine recht schlaflose Nacht.

Am nächsten Morgen stehen die Routineschecks an: Blutdruck, Blutabnahme und eine Thrombosespritze erhalte ich auch noch. Irgendwann kommt eine Krankenschwester und reicht mir einen Arztbrief und klärt Fragen zu den Themen Duschen, Narben, Sport etc. Auf meine Frage, wann ich die Ärztin zu Gesicht bekomme, antwortet sie, dass die Ärztin heute keinen Dienst habe. Meine OP sei schließlich ursprünglich ambulant geplant gewesen. Also versuche ich den Arztbrief zu lesen, verstehe vor lauter Fremdwörtern aber kaum etwas. Ja, man habe Endometriose gefunden und entfernt, kann ich entziffern, aber die ganzen Abkürzungen und Fachwörter klingen für mich wie Fachchinesisch. Als ich eine Schwester frage, ob ich eine Person vom Sozialdienst wegen einer Reha sprechen könne, wird dies abgewunken. Kein Arztgespräch, kein Sozialdienst...
Eigentlich habe ich auch keine Kraft zum großartigen Denken und Handeln, also versuche ich weiter zu entspannen. Zum Glück erhalte ich nach Bedarf Schmerzmittel über den Tropf. Ab und zu fragen mich die Schwestern wie es mir geht und ob ich schon sicher zu Fuß bin. Gegen Mittag versuche ich aufzustehen und gehe ein paar Schritte durch den Raum. Als dies eine Schwester sieht fragt sie mich, ob ich mich inzwischen besser fühle. Eigentlich nur minimal, aber ich sehne mich inzwischen so sehr nach meinem eigenen Zimmer und Ruhe, dass ich meine Familie bitte, mich abzuholen.

Endlich nach Hause

Wegen der Corona-Vorschriften benötigt mein Freund wieder einen tagesaktuellen Schnelltest, um mich von der Station abholen zu können. Bevor es zum Auto geht, holen wir noch in einem Patientenbüro eine Liegebescheinigung ab, die ich meinem Arbeitgeber vorlegen muss. Danach geht es endlich nach Hause. Dort noch zwei Etagen Treppen steigen (frag mich nicht, wie ich das geschafft habe). Angekommen in der Wohnung mache ich mein Bett zu meinem Lebensmittelpunkt auf Zeit und erhole mich erst einmal ein paar Tage.

Übrigens: Das Krankenhaus kann eine Krankschreibung nach der OP übrigens nur für wenige Tage ausstellen. Nach 4 Tagen musste ich zu meiner Gynäkologin, die mich noch mal für 2 Wochen krankgeschrieben hat.

Die Zeit nach der OP

Ich brauchte relativ lange, um mich von der OP zu erholen. Neben den Schmerzen im Unterleib machte mir das C02-Gasgemisch, welches während der OP in den Bauchraum gepumpt wurde, erhebliche Probleme. Ich fand kaum eine Position, in der ich schmerzfrei atmen konnte. Um das Gas loszuwerden, trank ich viel Fencheltee und bewegte mich möglichst viel, aber es dauerte wirklich 1-2 Wochen, bis die Schmerzen beim Atmen und beim Bewegen besser wurde. Von anderen Betroffenen habe ich gehört, dass die Schmerzen nach der OP mal kürzer und mal länger anhielten, das ist wohl sehr individuell. Nach einer Woche schaffte ich kurze Spaziergänge, aber alles was Bücken oder die Bauchmuskeln erforderte, ging vorerst gar nicht. Auch Schweres zu tragen, wurde mir untersagt. Generell war ich einfach erschöpft und sehr schnell aus der Puste.

In den Wochen nach der OP trug ich nur lockere Hosen oder Röcke, wo der Bund möglichst nicht direkt auf den Narben saß. Um nicht so viel kochen und einkaufen zu müssen, wurde ich teils von meinem Freund bekocht, hatte den Kühlschrank aber auch bereits vorher mit etlichen Leckereien ausgestattet. Das hat sich wirklich ausgezahlt. Vorkochen wäre auch eine Idee, wenn man die Zeit und die Energie dafür hat.

Insgesamt brauchte es ein paar Monate, bis ich mich wieder so fit wie vorher fühlte. Erst als die OP-Schmerzen nachließen, bemerkte ich die Veränderungen, die die OP mit Hinblick auf meine Beschwerden gebracht hatte.

Mein Fazit

Oft wurde ich gefragt, ob sich die OP gelohnt hätte. Naturgemäß kann man hierauf keine klare Antwort geben, ohne die vielen oft intimen Beschwerden beim Namen zu nennen. Da dieser Blog aber darauf abzielt, offen über die Erkrankung und die Symptome zu reden, hier meine Abwägungsliste:

Übersicht meiner Beschwerden vor und nach der OP

Wie du erkennen kannst, ist es gar nicht so einfach, in meinem Fall von einem Erfolg zu reden. Die ständigen Schmerzen im Bereich der Harnröhre waren nach der OP zwar wie weggezaubert (obwohl keine Herde direkt an der Blase entfernt wurde), aber neue Schmerzen beim Stuhlgang kamen dafür hinzu. Die Erleichterung, jedoch, einen ärztlichen Befund zu haben, kann man nicht unterschätzen! Er bedeutete für mich persönlich, schwarz auf weiß die Bestätigung, dass alle Beschwerden eine ernstzunehmende Ursache hatten und keine psychosomatischen Beschwerden waren. Und ich habe den Eindruck, dass meine Beschwerden seit der gesicherten Diagnose von manch Mediziner, aber auch von Freunden und Arbeitskollegen, ernster genommen werden.

Nachträgliche Erkenntnisse zur Bauchspiegelung

Kleiner Zeitsprung 18 Monate in die Zukunft:

Im September 2023 erfuhr ich noch etwas über meine OP, das mein Fazit etwas verändert hat. Ich war war bei einer Endometriose-Sprechstunde im selben Krankenhaus und bekam die OP-Fotos meiner OP auf einem Bildschirm gezeigt. Bis dato wusste ich gar nicht, dass die Bilder der OP gespeichert wurden. Zwei Fachärzte sahen sie mit mir an und zeigten, wo überall Herde zu sehen waren: Bauchfell, Organe, an den Nerven, den Beckenwänden… überall saßen sie, die verflixten Herde. Im Arztbrief, den ich nach der OP erhalten hatte, standen allerdings sehr viel weniger Lokalisierungen drin. Auf meine Frage an den Facharzt, wer mich denn da operiert hatte (da ich ja leider kein ärztliches Nachgespräch erhalten hatte) erfuhr ich, dass es eine gynäkologische Chirurgin war, die nicht auf Endometriose spezialisiert war. Mir fiel die Kinnlade herunter und mir wurde klar, dass scheinbar viele der Herde gar nicht erkannt und entfernt wurden. Damit hat sich mein Fazit anderthalb Jahre später natürlich ins Negative verändert. Zumindest jedoch hat es mich gelehrt, mich nie wieder operieren zu lassen, ohne die operierende Person und ihre Qualifikationen besser zu kennen.

Mit dieser Schilderung meiner Endometriose-Sanierung möchte ich dir einen ehrlichen Einblick geben, falls du auch eine erste Bauchspiegelung vor dir hast. Allerdings möchte ich noch einmal betonen, dass eine erfolgreiche OP von gut geschulten Ärzten auch eine große Lebensverbesserung bedeuten kann. Ich bin nun nicht das Paradebeispiel dafür, aber wie du inzwischen weißt, ist jede Endometriose-Erfahrung sehr individuell.

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